
Laura Aberham
PARALLEL VIENNA 2025
Otto-Wagner-Areal, Pavilion 7, 1. Stock, Raum 111
Baumgartner Höhe 1, 1140 Wien
Öffnungszeiten:
- Mittwoch, 10. September: 13:00 – 22:00 Uhr
- Donnerstag, 11. September: 13:00 – 20:00 Uhr
- Freitag, 12. September: 13:00 – 20:00 Uhr
- Samstag, 13. September: 11:00 – 20:00 Uhr
- Sonntag, 14. September: 11:00 – 20:00 Uhr
Im Rahmen des diesjährigen Gallery Statement lädt die Künstlerin Laura Aberham (1994, lebt und arbeitet in Düsseldorf) ein, ihre immersiven und vielschichtigen Bildwelten zu erkunden. Für die PARALLEL VIENNA präsentiert sie neben Arbeiten auf Papier und Leinen erstmals auch eine temporäre Bodenarbeit, die die Betrachter:innen in einen begehbaren Bildraum führt und eröffnet so einen sinnlich erfahrbaren Zugang zu ihrer künstlerischen Praxis.
Das nachstehende, schriftlich geführte Interview gewährt einen Einblick in Laura Aberhams künstlerisches Denken und eröffnet zugleich einen Zugang zu den wesentlichen Facetten ihres Schaffens.
Was ist für dich das Spannende am Messeformat der PARALLEL VIENNA? Was konntest du verwirklichen, was in einem klassischen Format nicht möglich wäre?
Für mich ist es besonders aufregend, dass ich dieses Messeformat nutzen kann, um meine erste Bodenarbeit zu präsentieren. Der Boden spielt in meinem Arbeitsprozess eine entscheidende und für mich wichtige Rolle. Denn genau dort findet bei mir die meiste Arbeit statt. Nur dort habe ich das Gefühl, die Distanz zu meiner Arbeit völlig zu verlieren und vielmehr ganz in sie einzutauchen. In gewisser Weise wird der Boden dabei zum Negativabdruck jeden gemalten Bildes. Alles, was auf ihm landet, hat es nicht auf die Leinwand geschafft und umgekehrt. So wird der Boden ein Teil jedes Bildes und jedes Bild ein Teil des Bodens.
Was zeigt deine Bodenarbeit und welche Bedeutung hat der einzelne Pinselschwung darin?
Für dieses Format habe ich mich dazu entschieden, einen einzelnen Pinselschwung auf den Boden zu übertragen. Er ist wie eine Art Einladung zu verstehen, sich von ihm durch den Raum leiten zu lassen und gleichzeitig an ihm entlang den Raum und die Bilder zu erkunden. Der Pinsel ermöglicht mir etwas, was kein anderes Werkzeug kann: meine eigene Handschrift in jeden Strich, jeden Schwung, jede Form und Farbe zu bringen. Die Dynamik und völlige Einzigartigkeit eines einzigen Pinselschwungs fasziniert mich enorm, daher wollte ich diesem hier auf der PARALLEL VIENNA eine zentrale Rolle geben und so die Grundlage aller meiner Bilder „begehbar“ machen.
Wodurch unterscheidet sich deine neue Serie, die Werke, die du bei der Parallel zeigst, von deinen bisherigen Arbeiten?
Die großen Bilder sind zwar nicht im klassischen Sinne ortsspezifisch angefertigt, dennoch sind sie im Hinblick auf die Messe ganz bewusst so gemalt und entstanden. Die 28 Papierarbeiten sind für die PARALLEL VIENNA entstanden und ich sehe sie als abgeschlossene Serie. Das lineare Arbeiten mit Ölkreide, zusätzlich zur Arbeit mit Farbe und Pinsel, ist ein neuer Aspekt innerhalb meiner Arbeit und ich freue mich, sie hier zu präsentieren. Genau das konnte ich vor allem auf dem Papier besonders gut erforschen. Damit kommt ein überlagerndes Element hinzu, das mir ermöglicht, figurativere Formen in meine Kompositionen einfließen zu lassen.
Wie beginnst du mit deinen Arbeiten?
Ich beginne meistens direkt an der weißen Leinwand und lasse mich von einer Art Initialimpuls leiten. Das kann eine Farbe, eine Bewegung oder eine Form sein, die ich direkt und unmittelbar auf die Leinwand bringe. Das ist dann meine Basis, mein Anfang des Bildes als Prozess, von dem aus ich mich leiten lasse – welche Farbe hinzukommt, welche Form oder welche Bewegung das bereits Gemalte entweder stabilisiert und harmonisiert oder es kontrastreicher und visuell herausfordernder macht. So bewege ich mich in gewisser Weise abwechselnd von Schicht zu Schicht, von Farbe zu Farbe, von Form zu Form oder Fläche zu Fläche. Es ist ein dynamischer, impulsiver und intuitiver Prozess, der durch kurze Denkpausen oder ein kurzes Innehalten und Betrachten unterbrochen wird.
Was sind die Quellen deiner Inspiration?
Das können Menschen sein, Lichtstimmungen, unterschiedliche Oberflächen und Farben, aber eben auch Formen und Bewegungen aller Dinge, die uns alltäglich umgeben. Außerdem ist es auch oft das Unsichtbare, was mich anregt und inspiriert. Mich beschäftigen zwischenmenschliche Themen, Phänomene und Gefühlswelten und deren Ausdruck und Wahrnehmung. Ich beobachte, wie sie sich zufällig überschneiden, begegnen, auseinander bewegen, sich teilweise oder ganz verdecken.
Ganz besonders interessant finde ich jene Formen, die zwischen zwei Gegenständen, zwischen Menschen oder anderen Dingen entstehen. Der Blick in diese Negativräume zwingt mich, genau hinzusehen. Wie stehen diese zwei Individuen oder Gegenstände zueinander und welche Form entsteht dazwischen? Ist sie gefüllt und wenn ja, wie? Das alles fließt in meine Bilder mit ein, mal ganz bewusst und oftmals auch eher intuitiv.
Wie kamst du zur Kunst? Wann war dir klar, dass du Künstlerin werden willst?
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der das Visuelle und eine visuelle Bildung eine große Rolle spielt. Museumsbesuche und Gespräche über Bilder, Fotografien, Licht und Farben waren Teil meiner Kindheit und Jugend. Schon früh hat es mir große Freude bereitet, zu malen, zu zeichnen und zu basteln. Glücklicherweise wurde ich darin bestärkt und gefördert. Schon vor der Einschulung besuchte ich eine Malschule für Kinder und liebte den Umgang mit unterschiedlichen Farben, Papieren, Drucktechniken und sogar Ton. Dass diese Freude auch die Grundlage für einen Beruf und einen Lebensweg sein könnte, begriff ich erst zum Ende der Schulzeit. So bewarb ich mich an der Kunstakademie in Düsseldorf und während meines Studiums dort wurde mir schnell klar, dass das genau das Richtige für mich ist.
Du hast bei Katharina Grosse studiert. Was war für dich das Wichtigste bzw. Prägendste, das sie dir für deine Zukunft mitgegeben hat?
Durch den Diskurs und Austausch mit ihr persönlich habe ich gelernt, selbstbewusst mit meiner Arbeit umzugehen. Sie hat mich in meiner Persönlichkeit als Künstlerin sehr bestärkt und gefördert. Für meine Zukunft hat sie mir auf jeden Fall die nötige Portion Selbstvertrauen mitgegeben.
Welche Reaktionen oder Interpretationen deiner Arbeiten haben dich besonders überrascht?
Ich freue mich am meisten, wenn Menschen in meiner Arbeit eine persönliche Erinnerung oder Assoziation entdecken. Das macht mich richtig glücklich, weil ich dann das Gefühl habe, meine Malerei berührt etwas in ihrem Inneren.
Was wünschst du dir, dass Menschen aus deiner Kunst mitnehmen?
Ich würde mich freuen, wenn ein positives Gefühl oder ein positiver Gedanke bei ihnen bleibt oder ein visueller Eindruck, der sie bewegt oder beschäftigt.
Danke für das Interview.